Als ich gefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte ein Buch zu rezensieren dachte ich zuerst: hm, ich bin doch aber Fashionblogger. Im nächsten Moment habe ich mich daran erinnert, dass ich ja auch noch ein zweites Ich habe, von dem ich euch in dem Post Meine seriöse Seite schon erzählt habe. Ich bin ja irgendwie auch immer noch Bibliothekarin. Und das auch noch für Kinder- und Jugendliteratur. Außerdem, finde ich, ist es mal ein Thema, was irgendwie auch ein bisschen hierher gehört. Schließlich sind wir als Blogger auch Vorbilder.
Unsere Gesellschaft, Medien, zu denen eben auch Blogs gehören suggerieren ja gerne mal die perfekte Welt. Das Ideal eines Menschen und dessen Leben. Gut gekleidet. Gut gelaunt. Sportlich aktiv. Gesund ernährt. Am besten Low Carb oder Vegan. Wenn denn essen überhaupt unbedingt sein muss. Außerdem scheint es ganz normal zu sein offen über Sex zu reden. Spätestens seit Shades of grey wird man ja quasi dazu genötigt. Bitte habt möglichst viel und mit möglichst vielen Menschen und auch bitte möglichst abwechslungsreich. Ja, wir leben in Zeiten, in denen schon tagsüber Werbung für Erwachsenenspielzeug im Fernsehen läuft. In denen Frauen sich verzweifelt für eine Nacht die Brüste mit Kochsalzlösung aufspritzen lassen. In denen selbst die Brustwarzen zu kleinen Herzchen ummodelliert werden. Statt Tabu jetzt lieber Hype. Dazwischen ist nichts. Und dann kommt ein Buch, Fucking good heißt es, dass sich dieser ständigen Selbstoptimierung entgegenstellen will. Und ich denke mir: Ja! Das ist doch mal was. Da bin ich gespannt.
Nina Wagner schreibt in ihrem Buch darüber, wie sie sich sexuell gefunden hat. Ein Ratgeber soll es sein. Naja. Was mir entgegenschlägt ist ziemlich einfache, dafür aber sehr explizite Sprache. Ich bin nicht spießig oder prüde. Aber irgendwie ist mir das zu viel. Da fehlt mir der Zauber der Sache. Beratschlagt wird eher weniger, stattdessen viele Geschichten erzählt. Wie Nina sich und ihr Erwachsenwerden empfunden hat. Wie sie was mit wem und wo gemacht hat. Wie kennengelernt. Wo Sex gehabt. Es geht um Tinder & Co. Am Ende des Buches ist man meiner Meinung nach genauso schlau wie vorher. Aber vielleicht habe ich da die Altersgrenze der Zielgruppe auch schon überschritten.
Ich kann die Kritik an der Selbstoptimierung nicht finden. Tu es! Das ist die Botschaft. Tu es möglichst viel. Möglichst abwechslungsreich und mit möglichst vielen Menschen. So findest du dich selbst. Aha. Sich selbst finden, das ist ja auch sowas. Früher war man einfach wer man war, jetzt muss man sich selbst finden. Zudem soll am besten jeder Mensch studieren. Ein elegantes Hippsterleben zwischen Starbucks & Co führen. Normale Ausbildungen sind ja inzwischen unschick. Es ist auch ganz wichtig, dass jeder Mensch heutzutage ein ausgeprägtes Sexualleben hat und möglichst oft darüber spricht. Das ist Emanzipation. Das ist grade ganz modern. Ist doch ganz normal mit Omi zusammen am Mittagstisch die Werbung für einen Onlineshop für Erwachsenenspielzeug auszuwerten. Naja. Von mir aus. Dann bleibe ich lieber ein bisschen Spießer. Ich finde man muss sich nichts einreden lassen. Tut was ihr wollt und wie ihr es wollt. Esst vegan, weil ihr es wollt, nicht weil es schick klingt. Macht Sport oder lasst es sein. Seit ihr selbst! Die anderen gibt es schon!
Fucking good lesen? Ja! Lies es. Mach dir dein eigenes Bild. Nina hat auf jeden Fall Respekt verdient, denn so viel von sich Preis zu geben, erfordert ganz sicher Mut. Auch wenn es zur Zeit das normalste Thema der Welt sein soll.
Mit freundlicher Unterstützung von Droemer Knaur.
– Julie –
Pics by Julie
Ich lese meist eher subtilere Bücher 😀
Und du hast es schon richtig gesagt: Macht es!
Zerdenkt es nicht, macht es. Das hab ich mir auch gesagt 😉
Liebst
Kali von Miss Bellis Perennis
Ich finde du hast den Post ganz toll geschrieben!
Lust auf das Buch? Ja schon irgendwie.
Aber die Art wie der Post erfasst ist und wie du eigene persönliche Meinung einbringst finde ich super! Langsam kann man das ganze perfekte auf Instagram und Co. nicht mehr sehen 😀 – da ist es auch mal schön zu lesen, dass man auch gut mal Spießer sein kann.
liebst Marie
Author
Ich denke auch, ab und an darf man ruhig mal spießig sein 😀 Danke liebe Marie!
Supertoller Post. Hat Spaß gemacht zu lesen 😉
Love Minnja – minnja.de
Author
Das freut mich 🙂 Dankeschön!